Antwort auf: [Sept/Okt 2017] Monster-Chat

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La Befania
Teilnehmer

03. Oktober: Völlig klar: Warum 50k in 30 Tagen kein Stück verrückt sind

Fortsetzung ~

Kaum war das aufgeregte Monsterchen von meiner Schulter verschwunden, fiel mein Blick wieder auf die Wassertropfen. Ich sah Kinilla auffordernd an.
„Jetzt bist du an der Reihe meine Frage zu beantworten. Wo ist Nomi?“
Das türkisblaue Monstermädchen tapste zum Schreibtischrand und setzte sich auf die Kante. Von dort hatte sie einen guten Blick nach unten und als sie sich suchend umsah, fühlte ich mich darin bestätigt, dass Nomi – mein hydrophiles Monster – den Schreibtisch verlassen hatte. Wahrscheinlich würde ich auf dem Teppich noch mehr Wasserflecken finden. Seine Spuren zu vertuschen, war einfach nicht Nomis Stärke. Dafür hatte er eine zu große Vorliebe für Wasser und Planschen. Und selbst wenn ihm das Wasser mal ausging, gab es ja immer noch seine Gummienten und die neue Zoowasserspielzeugsammlung, die auch über Teppichboden für eine spontane Dusche geeignet waren. Zumindest war das Nomis Ansicht und es hatte sich als schwer erwiesen, sie ihm auszutreiben. Aber solange er nicht mein ganzes Zimmer flutete oder meine handschriftlichen Notizen mit in die Badewanne nahm, konnte ich damit leben. Es zauberte mir sogar immer wieder ein Lächeln auf die Lippen, dem kleinen Kerlchen beim Planschen zuzusehen. Nomi und Kinilla sorgten gerne unbeabsichtigt für gute Stimmung. Sie bereicherten meinen Haushalt daher ungemein. Selbst dann, wenn ich zu faul war, ihre Motivation anzunehmen.
Doch jetzt führten die beiden ganz eindeutig etwas im Schilde und ich wollte wissen, worum es sich handelte. Kinilla schien Nomi allerdings nicht zu entdecken. Sie stand etwas ratlos wieder auf und sah mich an.
„Hast du ihn nicht gefunden?“, fragte ich nach.
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein. Eigentlich sollte er schon zurück sein.“
Aha, sie hatten also wirklich gemeinsam etwas ausgeheckt. Das letzte Mal, als sie das getan hatten, fand ich Nomi schließlich in einem Wasserfarbmalkasten aus meiner Schulzeit wieder. Seine Tentakle waren damals über und über mit farbigen Flecken überzogen gewesen und inflagranti hatte ein Tentakel ein Schwämmchen in den Wasserbecher getunkt, während der andere mit dem Pinsel in der Rot gerührt hatte, so dass sie schon fast an ein Schaumbad erinnerte. Kinilla hatte eigentlich Schmiere gestanden. Da sie sich aber irgendwie merkwürdig verhalten hatte und zu einer für sie sehr ungewöhnlich frühen Zeit wach gewesen war, hatte ich nachgesehen, was sie vor mir verbergen wollte. Die beiden hatten versucht mir ein Geburtstagsgeschenk zu machen. Diese kleine Aktion fand ich unheimlich rührend, aber ich war gleichzeitig wirklich froh, es entdeckt zu haben. Auch war ich sehr erleichtert, dass Nomi und Kinilla nur mit den Wasserfarben gepanscht hatten, denn andere Farben und Materialien wären vielleicht nicht so schnell aus dem Teppich und von dem Kissen gegangen. Und so musste ich auch heute daran denken, dass sie es sicherlich gut meinten, aber ein gewisses Risikopotential bei ihren Aktionen nicht zu leugnen war. Wo trieb sich Nomi also rum?
„Wo wollte er denn hin?“, versuchte ich noch einmal Informationen aus Kinilla zu bekommen.
Diese schien nicht sehr zufrieden mit der Fragerei, denn sie schürzte ein wenig die Lippen. Dann sah sie aber ein, dass sie es mir versprochen hatte und seuftzte leise.
„Nach oben“, gab sie nach.
Ich nickte, nahm sie auf die Hand und pustete die Kerze aus. Anschließend machte ich mich auf den Weg nach oben und behielt dabei Stufen und Treppengeländer genau im Auge. Mit seinen fielen Tentakeln war Nomi nämlich sehr geschickt darin die Treppe hoch und runter zu turnen. Kinilla tat immer so, als würde sie das total langweilig finden, wenn das Thema darauf zu sprechen kam, aber ich wusste, dass sie ihn ein wenig beneidete. Ihre Augen glänzten immer verräterisch, wenn er am Geländer hinabsauste. Aber was sollte man machen, ihre kurzen Ärmchen waren dafür ebenso wenig gemacht, wie ihr rundlicher Körper. Dafür konnte sie allerdings andere Dinge und ich war froh, dass sie sich mit Nomi so gut verstand. Immerhin hatte es anfangs ein wenig Stress gegeben, weil das Wassermonsterchen ihr die Kerzen ausmachte, mit seinem unbedachten Herumgetolle. Doch jetzt hatte sie ihn nicht nur unter ihre Fittiche genommen, sondern lies sich von ihm auch zu allerlei Albernheiten verleiten. Es war nicht zu übersehen, dass sie gute Freunde geworden waren.
Heute fand ich Nomi allerdings nicht auf der Treppe. Er war anscheinend wirklich nach oben gegangen, so wie Kinilla gesagt hatte. Ich hielt Ausschau nach Wassertropfen, musste mich aber gar nicht nach ihnen richten, denn ein lautes Planschen und Spritzen machte mich auf Nomi aufmerksam. Er saß auf dem Tisch und handelte an einer Pflanze herum. Die Mimose.
„Um Himmels Willen!“, rief ich aus und lief zu ihm hinüber. Die Mimose hatte schon alle Blätter zusammengelegt und machte sich ganz klein, wie es ihre Art war, wenn man sie berührte.
„Geh da raus!“, forderte ich das blaue Monsterchen auf und setzte Kinilla ebenfalls auf dem Tisch ab. Nomi tat auch gleich, worum ich ihn gebeten hatte. Er sah ganz verschreckt aus.
„Was machst du da?“, fragte ihn Kinilla erstaunt und musterte die Pflanze.
Nomi zuckte entschuldigend mit den Tentakeln und erklärte: „Ich wollte eigentlich gleich wieder runterkommen, aber dann habe ich gesehen, dass die Pflanze im Wasser steht und wollte ihr Gesellschaft leisten.“
Ich schüttelte lachend den Kopf.
„Die Mimose kann auf Gesellschaft gut verzichten“, merkte ich an und sah dann von dem schuldbewussten kleinen Monster, zu der zusammengekauerten Pflanze. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie sich doch ein wenig ähnlich waren. Und das nicht nur, weil sie sich beide gerade so klein wie möglich machten. „Aber Wasser mag sie genauso gerne, wie du“, fügte ich daher aufmunternd hinzu. Und Nomis Augen wurden wie erwartet etwas größer.
Doch dann brachte Kinilla die Unterhaltung auf das eigentliche Thema zurück. Es schien sie sehr zu beschäftigen, dass Nomi nicht das tat, was sie erwartet hatte. Was auch immer das sein mochte.
„Wolltest du nicht etwas anderes hier?“, schob sie ihn unterschwellig drängend in die richtige Richtung.
„Ach ja“, meinte Nomi und tippte sich mit einer Tentakel an die Stirn, „da drüben liegen die Unterlagen!“
„Unterlagen?“, fragte ich interessiert nach.
„Ja, Unterlagen“, bestätigte Nomi. „Wir wollen, dass du vorbereitet bist, für den November. Daher solltest du so früh wie möglich damit anfangen, über noch unklare Stellen zu recherchieren und den Plot fertig zu entwickeln. Was meinst du dazu?“
Ich sah von einem zum anderen. Kinilla nickte mir sehr selbstzufrieden zu und Nomi strahlte, wie ein kleines Kind, dass sich auf… Wasser freute. Ich musste lachen.
„Das ist lieb von euch. Ich werde sie mir mal ansehen. Aber ich denke, ich bin schon recht gut vorbereitet.“
„Das reicht nicht“, entgegnete Kinilla aufgesetzt streng. „Und da wir vorhin die Punkte durchgegangen sind, die gegen die Teilnahme am NaNoWriMo sprechen, möchte ich jetzt auch noch die Punkte hören, die dafür sprechen“, sagte sie und setzte sich erwartungsvoll auf den Tisch.
„Und was bekomme ich dann dafür?“, fragte ich scherzhaft. „Vorhin haben wir schließlich Antworten getauscht.“
„Hmmm“, machte Kinilla und stand wieder auf, „wie wäre es mit einer Menge guter Ideen?“ Sie sah mich schelmisch an und Nomi rieb sich sofort vorfreudig die Tentakeln aneinander, bei dieser Bemerkung.
Aber ich ließ mich nicht so schnell einwickeln. Ich legte die Stirn in Falten und tat so, als müsste ich mir dieses Angebot erst gut durch den Kopf gehen lassen.
„Ob dabei wirklich etwas für mich herausspringt…“, grübelte ich theathralisch vor mich hin.
Und zu meiner Freude sah ich ein entsetztes Monstergesicht. Nomi konnte nicht fassen, das ich da wirklich noch drüber nachdenken musste. Kinilla hingegen war nicht darauf hereingefallen. Vielleicht lag es daran, dass sich mich schon ein wenig länger kannte, als das Wassermonsterchen. Vielleicht aber auch daran, dass sie etwas älter war als er. Jedenfalls wusste sie, dass es nur eine gespielte Reaktion war und ich mich in Wahrheit sehr auf die Mithilfe der beiden freute.
Ich klopfte Nomi aufmunternd auf die Schulter und meinte lächelnd: „Na gut.“
Dann begann ich in mich hineinzufühlen, wie ich es auch bei den negativen Argumenten getan hatte. Und wieder erschien ein kleines Monsterchen auf meiner Schulter. Diesmal war es allerdings ein Weißes mit einem in den Regenbogenfarben schimmernden Schal. Und es saß, anders als Diva, auf meiner linken Schulter. Das kleine Wesen strahlte und begrüßte Nomi und Kinilla mit einem breiten Grinsen.
„Das ist…“, begann ich es vorzustellen, brach dann aber abrupt ab. Natürlich hatte das sanfte Wesen einen Namen. Aber er war ein Geheimnis. Er gehörte sozusagen nur ihr allein. Sollte ich ihn dann wirklich aussprechen? Nein, dass konnte ich nicht tun. Also überlegte ich mir etwas anderes. „Prisma“, beendete ich meinen Satz von vorher.
Meine beiden Motivationsmonster nickten ihr freundlich zu und die Kleine grüßte sie mit einer niedlichen Verbeugung. Dann wandte sie sich wieder mir zu und begann mir ins Ohr zu flüstern. Ich nickte immer wieder und bedankte mich schließlich. Bevor ich die Informationen jedoch an Kinilla und Nomi weiter gab, die gespannt warteten, drückte ihr Prisma ein Blumenbild in die Hand und richtete damit schöne Grüße von Diva aus. Prisma freute sich riesig darüber und gab mir eine kleine Karte, die ich demnächst an Diva weitergeben sollte. Da sie auf unterschiedlichen Schultern beheimatet waren, trafen sie sich nicht besonders oft. Trotzdem waren sie Teil des selben Wesens und mochten sich daher im Grunde, auch wenn sie meist nicht der gleichen Meinung waren. Ihr kleines Grußsystem war ein Beweis dafür.
Ich versprach, die Karte zu übergeben und verabschiedete mich von Prisma, die sich in vielen bunten Funken wieder auflöste. Sie hatte einfach eine Schwäche für Konfetti.
Anschließend sah ich zu den beiden, die immer noch auf ihre Antwort warteten.
„Also, der erste Grund, der für den NaNoWriMo spricht ist, dass es Spaß macht.“ Ich setzte eine kurze Kunstpause, um diesen Grund zu unterstreichen. Dann fuhr ich fort: „Der Zweite ist, dass ich dieses Jahr schon einmal 50 000 Wörter in einem Monat geschafft habe. Wieso sollte das nicht noch einmal gehen? Und ein weiterer Grund ist, dass ich letzten November, wo ich nicht am NaNoWriMo teilgenommen habe, nicht ganz fertig geworden bin mit dem Adventkalender und dieses Jahr unbedingt vor Dezember Anfang damit fertig sein wollte. Das heißt, am besten mache ich schon im Oktober daran weiter, aber im November werde ich dem Projekt definitiv auch viel Aufmerksamkeit widmen.“ Ich stockte kurz. „Und dann gibt es ja auch noch die Weihnachtsgeschenke“, ich zwinkerte, „und natürlich mein eigentliches Hauptprojekt. Ihr seht also, es gibt mehr als genug Gründe, am NaNoWriMo teilzunehmen und mehr als genug zu tun.“
Die beiden Motivationsmonster klatschten. Jeder auf seine Weise. Ich wusste doch, dass sie meiner Meinung waren. Wozu also all der Aufwand?

  • Diese Antwort wurde geändert vor 6 Jahren, 6 Monaten von La Befania.